„Das kann es doch nicht gewesen sein“, dachte Rolf Legerlotz als er kurz nach der Wende entlassen wurde. Da lagen 30 Jahre Stahlgießerei Magdeburg-Rothensee hinter ihm. Mit 59 nicht mehr gebraucht werden, diese Tatsache wollte er nicht verstehen. Tief enttäuschte entdeckte er eine Anzeige in der Zeitung: der Senior Experten Service sucht Mitstreiter. Da war sie, die zweite Chance. Und ein wildes Leben begann, das ihn nach Peru, Mexiko, China, Bulgarien und Indien brachte.Viel Geld hat Legerlotz für seine Arbeit nie bekommen, nur der Flug und das Leben vor Ort wurden bezahlt. „Aber es geht nicht darum, es geht ums gebraucht werden“, erzählt der fitte Rentner, dem Englisch und Französisch leicht von den Lippen gehen und der seit seinem Aufenthalt in Peru emsig Spanisch lernt.
Die Erfahrung anderer Kulturen und den Reiz des Abenteuers noch in einem Alter zu erleben, wo man meint es sei schon vorbei, bringt eine ganz neue Lust auf das Leben. Die Unruhe im Ruhestand ist Schuld am zweiten Leben des Rolf Legerlotz. Im Herbst hat er wieder die Koffer gepackt und mit dem Lehrer der Musikschule, bei dem er seit einem halben Jahr Keyboardunterricht nimmt, schon mal „El condor pasa“ geübt. Anfang Oktober begann seine große Reise nach Bolivien. Wird auch diesmal wieder alles gelingen? In eine Gießerei nach Cochabamba geht es, 2500m hoch gelegen, mitten in den Anden.