Knisternde Spannung liegt über den 2000 Gästen der neuen Konzerthalle von Sumida, einem Stadtteil der 12 Millionen Metropole Tokio. Die Scheinwerfer konzentrieren ihr Licht auf die gewaltige Orgel im Zentrum der Bühne. Unter den japanischen Ehrengästen ein europäisches Gesicht, Horst Jehmlich, der deutsche Orgelbauer aus Dresden in Sachsen. Begonnen hatte dieses spektakuläre Projekt im Sommer 1991. Die traditionsreiche Firma „Jehmlich“ beteiligte sich an einem weltweiten Wettbewerb zum Neubau dieser Großorgel in Japan. Zwei Jahre später hatten die Dresdner den Auftrag, nicht zuletzt wegen ihrer guten Referenzen, wie beispielsweise der wunderbaren Orgel im Berliner Schauspielhaus. Weihnachten 1993 wurde der Vertrag mit dem japanischen Auftraggeber Yamaha unterschrieben und in den Dresdner Werkstätten begann die Arbeit. Mit 66 Registern sollte diese Orgel einer der größten werden, die je in der Werkstatt der „Jehmlichs“ gebaut wurde.
Das einzigartige jedoch sollte die Kombination zwischen der deutschen Handwerkskunst und japanischer Elektronik werden. Ein Fernsehteam hat im Auftrag von MDR und Deutsche Welle TV das Werden dieses wunderbaren Instrumentes verfolgt, war dabei als die Metalle für die 4890 Pfeifen gegossen wurden, als das Werk in Dresden zur Probe aufgebaut und in Tokio montiert wurde. Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit. Es ist der 6. November 1997, 20:00 Uhr. Der Berliner Organist Joachim Delitz beginnt zu spielen, J. S. Bachs „Toccata und Fuge d-moll“. Mit feucht glänzenden Augen sitzt Horst Jehmlich im Parkett. Auf diesen Augenblick hat er lange gewartet. Die Orgel wird geboren.